Strassenbahn der Type P in München
Berichterstattung von Philipp Feder, Gestaltung von Franz Straka

Wer heute den Münchner Hauptbahnhof verlässt und in Richtung Karlsplatz läuft, sieht mit etwas Glück einen auf der Linie 20/21 eingesetzten älteren Straßenbahnwagen. Auf dem ersten Blick fällt die abweichende Lackierung auf, dann das Design im Stil der 60er Jahre und zum Schluss vielleicht der Beiwagen. Wenn das Gespann an einem vorbei fährt, hört man auch, dass es schon etwas älter ist. Während die modernen Niederflurgelenkwagen auf Grund des Drehstromantriebes eher summen, hat unser Fahrzeug einen tiefen, ja fast knurrigen Sound.

TW 2005 am Westfriedhof. Foto: Philipp Feder

Die Rede ist von Münchens letzten klassischen Straßenbahnwagen, dem P-Wagen. Auch wenn sie nie den Kultstatus ihres Vorgängers (M-Wagen) erreicht haben, so gehörten sie doch jahrelang zum Stadtbild. Sie brachten und bringen die Münchnerinnen und Münchner sicher zu ihren Zielen. Noch sind sechs Fahrzeuge im Einsatz, zwei davon allerdings nur noch für besondere Anlässe.

Lange werden sie in der bayrischen Landeshauptstadt nicht mehr fahren! 14 Fahrzeuge des Typs Variobahn werden die mittlerweile über 40 Jahre alten Garnituren ablösen. Begonnen hat die Geschichte der P-Wagen Mitte der 60er Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Damals war anstelle der U-Bahn ein Unterpflasterstraßenbahnnetz in Planung. Allerdings beschloss der Münchner Stadtrat 1964 den Bau einer richtigen U-Bahn. Interessanterweise wurden jedoch einige Strecken in den Vororten und Neubaugebieten als Schnellstraßenbahn errichtet und später zu Gunsten der U-Bahn aufgelassen (etwa die Strecke nach Hasenbergl). Anders als in anderen Städten (z.B. Frankfurt/Main), konnte man nicht auf die Gelenkwagen der Firma Düwag zurückgreifen, da es Probleme mit den engen Münchner Kurven gegeben hätte. Also musste ein anderes Konzept her. Fündig würde man bei der Bremer Straßenbahn, welche bereits seit Anfang der sechziger Jahre vierachsige Gelenktriebwagen einsetzte.

TW 2010 als Sonderfahrt an der Großhesseloher Brücke. Foto: Philipp Feder

TW 2021 in der Dachauer Straße. Foto: Philipp Feder

Bevor man jedoch den Sprung ins kalte Wasser wagte und eine große Serie geliefert wurde, wurden 1965 zwei Prototypzüge in Dienst gestellt. Gebaut wurden sie bei der Firma Rathgeber in München. In den folgenden Monaten wurden die beiden Züge auf Herz und Nieren getestet und die gewonnenen Erkenntnisse flossen in den Bau der aus 42 Trieb- und 40 Beiwagen bestehenden Serie ein. Diese wurde zwischen 1967 und 1969 geliefert. Als letzte kamen der Triebwagen 2044 und der Beiwagen 3040 auf die Linie. Für lange Jahre sollten sie die modernsten Münchner Straßenbahnwagen sein.

Das Haupteinsatzgebiet der "Pi" (wie die Züge im Münchener Sprachjargon heißen) waren über viele Jahre die Außenlinien, also die als Schnellstraßenbahn gebauten Strecken in den neu entstandenen Vororten. Sie wurden aber auch auf der Überlandlinie nach Grünwald in Betrieb genommen. Mitte der 1980er Jahre und Anfang der 1990er Jahre fielen viele dieser Strecken auf Grund der Erweiterung der U-Bahn weg. Bereits Anfang der 1980er Jahre waren die beiden Prototypen ausgemustert worden, weitere Abstellungen folgten etwa 10 Jahre später.


TW 2028 am Petuelring. Foto: Philipp Feder

Lange Jahre hingen "dunkle Wolken" über der Münchner Straßenbahn. Eine Einstellung des Straßenbahnbetriebes bis zum Jahr 2000 war der allgemeine Wunsch vieler Politiker. Die U-Bahn sollte auf den Hauptverkehrslinien den Verkehr übernehmen und die restlichen Strecken sollte der Bus bedienen. Erst 1991 besann man sich wieder auf die Straßenbahn und stoppte nicht nur die Stillegungspolitik, sondern baute das Straßenbahnnetz sogar aus. Sei es durch Neubaustrecken oder Vorrangschaltungen, auf jeden Fall war die Münchner Straßenbahn nicht mehr "am absteigenden Ast".


TW 2031 als Sonderfahrt am Olympiapark.
Foto: Philipp Feder

TW 2009 im Münchner Straßenbahnmuseum.
Foto: Philipp Feder
Das letzte Jahrzehnt des alten Jahrtausends brachte auch für die P einige Veränderungen. Viele Fahrzeuge wurden ausgemustert, fanden jedoch eine neue Heimat in den rumänischen Städten Bucuresti (Bukarest) und Timisoara (Temeschburg), wo sie noch heute im Einsatz stehen. Heute befinden sich noch vier Fahrzeuge (2005, 2010, 2021 und 2028) im planmäßigen Einsatz. Die Wagen 2006 und 2031 werden nur noch für Sonderfahrten, wie die Chrsitkindltram in der Vorweihnachtszeit benützt.

TW 2006 als Christkindltram am Sendlinger Tor.
Foto: Philipp Feder

Noch kann man unter der Woche auf den Linien 20/21 und 27 das typische P Wagenfeeling erfahren, das München jahrelang geprägt hat. Doch lange sollte man nicht mehr warten, will man diese Fahrzeuge noch in München erleben. Mit der Anlieferung der Variobahnen (2008) werden sie von den Schienen der Stadt verschwinden. Mindestens ein Fahrzeug bleibt aber erhalten. Der TW 2009 hat mittlerweile einen festen Platz in der Ausstellung des Münchner Trambahnmuseums.

Technische Daten

Triebwagen

Länge

16,70m

Breite

2,35m

Achsstand

1,80m

Drehgestellmittelabstand

8,35m

Eigenmasse

23,3t

Leistung

4x89kW

Sitzplätze

40

Stehplätze

118 Stehplätze

Beiwagen

Länge

16,70m

Breite

2,35m

Achsstand

1,80m

Drehgestellmittenabstand

8,35m

Eigenmasse

16,2t

Sitzplätze

42

Stehplätzen

130 Stehplätze

Museum München
Das MVG-Museum in der Ständlerstraße 20 ist zu erreichen mit:
Trambahn: Linie 27 Endhaltestelle Schwanseestraße und ca. 5 min. zu Fuß.
Bus: Linie 139, 144, 145 Haltestelle Haltestelle Ständlerstraße und ca. 5 min. zu Fuß
Bus-Shuttle: Ab ca. 11 Uhr halbstündlich ab S-Bahnhof Giesin
Anschrift
Freunde des Münchner Trambahnmuseums e.V.
Postfach 210225
80672 München
Internet
E-Mail: fmtm@tram.org
Internet: http://tram.org/fmtm/
Sollten Sie das Museum besuchen aus Österreich mit der Bahn, dann fragen Sie nach dem Bayernticket. Dieses Ticket ist preisgünstig und beinhaltet die Fahrkarte der MVG und ist für 2-5 Personen!
Berichterstattung: Philipp Feder
Gestaltung: Franz Straka
April 2009